Sonntag, 29. April 2012

Die Prophzeiung Kapitel 8 ( Die Jagd beginnt)


Urgandel im Hundertsiebenunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Hauptstadt Pistrana, Viertelmond

Calister Pouè Pas lief wütend im Thronsaal auf und ab. Immer wieder wanderten seine roten Augen zu zwei abgeschlagen Köpfen die auf goldenen Schalen ruhten. Es waren die Häupter eines Alben und einer Albin, die Nachtalben dessen Aufgabe es war den besonderen Gefangenen zu bewachen.

 Die Tür zum Saal wurde geöffnet und ein Nachtalb in der Rüstung eines Soldaten trat ein. Der Alb sank auf ein Knie, mit gesenktem Haupt machte er Bericht: „Herr, wir haben die Stadt und die nähere Umgebung durchkämmt, aber keine Spur von dem Mädchen!“ Wütend fegte Calister die Köpfe vom Tisch. „Was ist mit der Stummen, habt ihr sie gefunden?“ Der Soldat schüttelte den Kopf. Calister Pouè Pas gab dem Alb einen harten Tritt. „Gehe mir aus den Augen und sage Mürane, das ich sie sehen will, sofort!!“
Der Herrscher strich sich die blaue Robe glatt. Er war noch immer zornig, wenn dem Mädchen etwas zustieße würde das seinen Plan zu Nichte machen. Nur mit ihr konnte er einen Nachkommen zeugen der dem alten König ähnelte. Das Aussehen eines Menschen mit dem dunklen Herz eines Nachtalben und zudem Jemand den er steuern konnte wie eine Marionette. Doch sollten die Menschen herausbekommen das es wirklich einen Nachfahren Brundas gab, würden sie sich auflehnen. Motivierte Krieger mit einem Ziel, waren gefährliche Krieger. Und dann waren da auch noch die Zwerge, sollten sich diese Erdwürmer dem Streit anschließen wäre es das Ende der Nachtalben auf Urgandel.
Eine Albin betrat den Thronsaal, ihre langen, schwarzen Haare glänzten im Schein der Kerzen. Die an Ellenbogen und Knien verstärkte Lederrüstung lag eng an ihrem Körper und knarrte bei jedem Schritt. Sie blieb in respektvollen Abstand stehen und verbeugte sich tief. „Calister Pouè Pas, Oberster Nachtalb, ihr habt nach mir verlangt?“ Calister machte ihr deutlich dass sie sich wieder aufrichten solle. „Was kannst du mir Berichten Mürane?!“ 

Die Albin stellte sich bequem hin und begann zu erzählen:
„ Ich habe die Zelle untersucht, die Ketten sind nach und nach mit einem Werkzeug aus der Wand gebrochen worden. Es ist aber niemanden aufgefallen, weil das Steinmehl mit Wasser angedickt und wieder um die Ketten geschmiert wurde. Die Stumme muss das Mädchen befreit haben und sie muss es schon länger geplant haben. Als die beiden nun kopflosen Wachen sich wieder der Lust hingegeben haben, müssen sie durch die Abwassergräben geflohen sein. Ach und einer unserer Soldaten ist verschwunden, Fortingas So’no.


 Er hat sich in letzter Zeit sehr seltsam benommen.“
Der Herrscher hatte sich alles angehört. Still fragte er sich, ob die Stumme wusste wen sie mit sich nahm oder ob es menschliches Mitleid war. „Ich will das Mädchen zurück haben und du wirst sie mir bringen. Es ist mir gleich ob du jemanden dafür mit Gold bestichst oder ihn Pfählst und schaffe mir diesen Fortingas hierher!“  Mürane lächelte kalt als Calister ihr den Befehl erteilte. Sie verbeugte sich und verließ den Thronsaal.
„Felias!!!“ rief Calister. Eine Tür die zu einem Nebenzimmer führte wurde zaghaft geöffnet. Ein untersetzter Mann mit Glatze und rattenartiger Nase trat ein. “Eure Herrlichkeit haben gerufen? Was kann ich tun um euch zufrieden zu stellen?“ fragte er mit schleimig, gespielter Freundlichkeit. „Sende Boten an meine Söldner, sie sollen die Augen offen halten. Sollten sie auf Zwerge treffen, sollen sie diese Maulwürfe demütigen und wenn es sein muss töten. Ich will das es zum Streit zwischen den Zwergen und Menschen kommt, niemals darf es zu einem Bündnis kommen!“ sprach der Alb ohne den Menschen auch nur eines Blickes zu würdigen. Der Mann nickte und zog sich wieder unter tiefen Verbeugungen zurück. Calister Pouè Pas ging an das Fenster und schaute  auf die Stadt. *Es ist mein Land und ich werde es mir nicht von kleinwüchsigen Missgeburten streitig machen.*

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Stadt Burinda: Hafenviertel
Fortingas hatte sich bis nach Burinda durchgeschlagen. Die zweihundert Meilen waren ihm unendlich lang vorgekommen. Das Jagen hatte ihm keine Probleme bereitet. Jedoch das Feuer machen und im freien Schlafen hatten ihm zugesetzt. Wenn kein Wild zu finden war hatte er versucht sich von Beeren und Wurzeln zu ernähren, wovon er einen schlimmen Durchfall bekommen hatte. Nachtalben waren nicht gewohnt in der Wildnis zu Leben, Nachtalben lebten kultiviert und ließen andere für sich arbeiten.

Auf der Reise wurde ihm immer deutlicher, dass er kein vollblütiger Alb war. Den Rat seiner Mutter nur am Tage zu Reisen hatte er beherzigt und ihm war aufgefallen, das er am Tage genauso gut sehen konnte wie bei Nacht. Eine Fähigkeit die den reinen Nachtalben versagt war. Sie konnten sich nur begrenzt dem Licht der Sonne aussetzen ohne zu erblinden. Doch hatte die Sonne einen ganz besonderen Einfluss auf seine Augen. Beim Wasser schöpfen im Fluss hatte er sein Spiegelbild gesehen: am Tage färbte sich das tiefe Rot seiner Augen in ein helles Blaugrau. 

In einem Dorf hatte er sich eine graues Laken von einer Wäscheleine gestohlen und einen Kapuzenumhang daraus gemacht. Das Kleidungsstück war schief geschnitten und glich mehr dem eines Bettlers als dem eines Nachtalben. Doch er konnte sein Gesicht und seine Waffen damit verbergen, denn er war sich nicht sicher ob er gesucht wurde oder nicht.
Bevor er die Stadt betreten hatte, schmierte er sich die Stiefel mit dem Kot von Pferden ein. Die Wachen am Tor waren von dem Gestank auf Abstand gehalten worden und er konnte ungehindert passieren. Bei einem Händler kaufte er sich ein gebratenes Stück Fleisch. Er genoss es mit einem Schluck Wein. Der Geschmack von Salz und Pfeffer überzeugte ihn, dass er die Wildnis hinter sich gelassen hatte.

Aufmerksam beobachtete er die Schiffe die im Hafen anlegten und ausliefen. Alle wurden von Nachtalben befehligt und wenn sie Calister Pouè Pas unterstanden würde es unmöglich sein auf einem der Schiffe Urgandel zu verlassen. Doch was brachten die Schiffe und was nahmen sie wieder mit? Das war eine Frage mit der sich Fortingas seid einigen Tagen befasste.  Laute Rufe rissen den jungen Alb aus seinen Gedanken. Reiter bahnten sich einen Weg durch den Hafen. Es war Duras, der Bruder des alten Königs. Er hatte vor den Nachtalben kapituliert und Calister die Macht überlassen.


 Nun lebte Duras genauso wie ein König, er kontrollierte im Namen der Alben den Hafen und versorgte Calister Pouè Pas mit menschlichen Söldnern. Diese Söldner hatten weder Ehre noch einen Codex, für die richtige Entlohnung würden sie die eigne Schwester verkaufen.
Duras hatte den Kai angesteuert, doch er war nicht allein. Fortingas wurde der Mund trocken. Es waren Nachtalben, doch nicht irgendwelche. Es war die Elite des Obersten Alb Calister Pouè Pas. Wenn diese Nachtalben sich hier rum trieben konnte diese Hexe Mürane auch nicht lange auf sich warten lassen. Er musste schnell auf eines der Schiffe kommen oder Burinda verlassen und sich in der Umgebung des Fürstentums verstecken bis sich die Lage beruhigt hatte. Das bedeutete wieder in die Wildnis mit seinen ungewürzten Hasen und bitter schmeckenden Beeren.
Raziael/Überarbeitung:Rinasmaragdauge

2 Kommentare:

Chio hat gesagt…

Ich liebe es...ein Bild anzusehen und sofort eine ganze Geschichte im Kopf zu haben. Ein Bild bietet so viel Platz für die eigene Vorstellungskraft.

Ich muss gestehen, dass ich bisher nicht dazu gekommen bin alles zu lesen. Es ist zu viel los hier... aber schon nach den ersten Zeilen hat es mich neugierig gemacht. Sobald die Zeit da ist werde ich endlich alles lesen können.

Semper Fi ;)

Unknown hat gesagt…

Danke Chio :)
Lass dir ruhig Zeit die Geschichte ist noch nicht zu Ende :)