Donnerstag, 31. Mai 2012

Wenn sich Jemand wirklich das Leben nehmen will, lässt er sich nicht aufhalten

 Vor einigen Tagen ist ein Mensch aus meinem Leben gegangen, nicht weil ich mit diesem Menschen gestritten habe. Der Grund ist, dass sie ihrem Leben ein Ende gesetzt hat.  Es war die Ex-Freundin meines Bruders. Ich kannte sie eigentlich recht gut und das seit mehreren Jahren, doch will ich nicht behaupten das ich sie durch und durch kannte.

Warum sie diese Entscheidung getroffen hat weiß niemand. Weder einen Brief oder eine Sms, noch hat sie je darüber gesprochen oder damit gedroht. Was war also der Grund? War es die Lieblose Kindheit? Schon im Alter von zehn Jahren wurde sie von der Mutter in ein Heim abgeschoben. Betreuer und Erzieher waren alles was sie kannte.

Niemand dem sie sich anvertrauen konnte, niemand der sie in den Schlaf wiegte wenn sie sich fürchtete und niemand der sie auf die Bosheiten des Lebens vorbereitete. Die einzigen Bezugspersonen waren die anderen verstoßenen Mädchen. Die wie sie selbst als, schwer Erziehbar, einstuft waren.
Vielleicht waren es auch die Niederlagen und Erniedrigungen, die sie über die Jahre hinnehmen musste. Oft wurde sie wegen ihrer Naivität und Unwissenheit ausgenutzt. Als ich sie kennenlernte und erstmals in ihre Augen schaute, sah ich nur eine leere. Ein tiefer schwarzer Brunnen, in dem nicht einmal mehr Wasser für Tränen war. Sie war bei meinem Bruder weil sie dort Wärme und Geborgenheit fand.

Ich bin niemand der nur Gutes über Menschen sagt weil sie Tod sind, denn das wäre nur heuchlerisch. Tatsache ist das sie die Menschen hasste und verachtete. Die Falschheit und Niederträchtigkeit, die viele an den Tag legten waren nur zwei der vielen dinge mit denen sie nicht umgehen konnte. Die einzigen die sie wirklich liebte waren ihre Hunde. Mit aller Herzlichkeit sorgte sie sich um deren Wohlsein. Ihre Tiere bekamen mehr Aufmerksamkeit als manche Kinder von ihren Eltern. Doch das alles ist nun vorbei. Nie wieder wird man sie morgens um sechs Uhr sehen wie sie die Hunde ausführt. Es ist traurig dass es so gekommen ist. Vielleicht hatte sie sich nach Frieden gesehnt, einen Frieden den sie im Leben nie hatte.

Die Ironie ist, das gerade während ich diesen Text schreibe eine Doku über Suizidgefährdete Jungen und Mädchen gezeigt wird. In schwarz gekleidete Teenies und mit Mascara verschmierten Augen. Sie drohen mit Selbstmord weil sie sich von ihren Eltern missverstanden fühlen und nicht mehr Taschengeld bekommen. Sicher sind einige dabei die wirklich echte Hilfe benötigen und diese auch bekommen sollten. Doch der Mehrheit deren Schuhe mehr gekostet haben als mein Autoradio, empfehle ich, kratzt euch die Schminke aus den Augen und schaut euch um. Vielleicht seht ihr jemanden dem ihr die Hand reichen könnt und macht nicht solch einen Terror um Kleinigkeiten. 
Raziael

Sonntag, 27. Mai 2012

Die Prophezeiung Kapitel 12 ( Der Hinterhalt)

Urgandel im Hundertachtunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Hauptstadt Pistrana, Halbmond

Tenebris So'no öffnete die Tür zu ihrem Haus und ließ die drei jungen Nachtalben  hinaustreten. In der Ferne sah sie Soldaten auf sich zukommen, es war die persönliche Leibwache des Obersten Alb. Calister Pouè Pas lief in der Mitte der Gruppe und genoss es das die Menschen sobald sie nur seinen Schatten sahen, vor ihm auf die Knie fielen. Er schaute auf sie herab und hob segnend seine Hände. Tenebris musste sich ein Grinsen verkneifen, so lächerlich fand sie sein Getue. 

Als die Soldaten das Haus erreicht hatten, formten sie eine Gasse und Calister trat heraus dabei fiel sein Blick auf die Nachtalben. „Ich grüße dich Tenebris So'no. Was tun die jungen Leute bei dir? Ich dachte du hast dich vom Kampf zurück gezogen?" Eine der weiblichen Alben schaute nervös zu Tenebris. „Ich Unterrichte sie darin auf der Knochenharfe zu spielen. Musik und Poesie ist ein Teil von uns!" Das Gesicht von Calister verhärtete sich als er Tenebris dies sagen hörte. Sie forderte die jungen Alben auf zu gehen, widerstrebend gehorchten sie.

Der Oberste Alb betrat das Haus, Diener führten sie in ein Zimmer von wo aus der wachsende Mond gut zu sehen war. Calister ließ sich auf einen Stuhl nieder, Tenebris tat es ihm gleich. Als der Diener Tee serviert hatte und den Raum verlassen hatte, begann Calister zu sprechen: „Ich habe deinen Sohn Fortingas lange nicht mehr gesehen, er vernachlässigt seinen Dienst!" „Er hat kaum noch Kontakt zu mir. Ich dachte du hättest ihn versetzt!" spielte Tenebris die unwissende. Der Alb erhob sich und ging zu dem Waffenständer in dem zwei geschwungene Schwerter ruhten. „Du warst eine hervorragende Kriegerin. Warum hast du deine Waffen niedergelegt?" Er nahm eines der Schwerter und vollführte einige Schläge. „Ich war in Hoffnung mit Fortingas und nach Sechstausendfünfhundert Mondzyklen wird man langsam. Sieh dich selbst an!" gab sie gelassen zurück.

Calister fuhr herum. „Ich bin noch immer so schnell und gefährlich wie eh und je! Doch bin ich nicht gekommen um mich zu beweisen!" Er legte das Schwert zurück und setzte sich wieder. „Ist dir etwas an den jungen Leuten aufgefallen? Meine Soldaten sagen, das immer öfter einige der Jungen und Mädchen nächtelang verschwinden und sich seltsam verhalten wenn sie zurück sind!" Tenebris grinste. „Du weißt wie junge Leute sind wenn sie einander entdecken!" Der Alb schaute ihr tief in die roten Augen als wolle er ihre Gedanken lesen. „Ich weiß wie du früher warst. Als wir dich in der Hütte gefunden haben warst du nicht mehr dieselbe Tenebris der es nach Blut gedürstet hat!" Die Albin hielt seinem Blick stand und ließ sich nicht einschüchtern.

 „Irgendwann ist jeder Durst gestillt und was die jüngeren angeht, vielleicht ist es das Erbe unserer Ahnen, das in ihnen erwacht und sie drängt die Wälder auf zu suchen." Wer weiß wie lange schon…
Tenebris erinnerte sich an ihre Kindheit. Oft war sie mit ihrer Mutter in die Wälder gegangen und hatte die Elben beobachtet, wie sie ihre Rituale vollzogen hatten. Sie hatten mit den Pflanzen und Bäumen kommuniziert, die Laute geschlagen und dazu gesungen. Tenebris und ihre Mutter hatten sie mit Pfeilen gespickt und die Knochen zum Bleichen in die Bäume gehangen um daraus Knochenharfen zu machen.

  Sie wurde in tiefen Hass auf die gutherzigen Elben erzogen. Der Grund für diese innige Abneigung war, dass die Nachtalben die Dunkelheit suchten und sich in die Höhlen zurück gezogen hatten. Doch das war nicht die Entscheidung der Alben. Eine Siedlung der Elben wurde von Schattenwesen überfallen und die Frauen geschändet. Weil die Elbinnen sich die Frucht der Schändung zu Töten weigerten, wurden sie ausgestoßen. Die Mütter hofften, dass ihre Kinder das sanfte Gemüt der Elben erhalten würden, doch sie erbten nur das Aussehen. 

Doch was wenn sich das Elbische durchgesetzt hatte und in den Generationen die Oberhand gewonnen hat? Wie viele mochten es sein? Und würden sie sich eines Tages gegen Calister stellen?
Als Tenebris die menschliche Liebe kennengelernt hatte, hatte sich auch in ihr etwas verändert. Sicher, sie konnte noch immer töten und stellte aus Menschenknochen Harfen her. Doch ihr Glaube in Calister Pouè Pas war erloschen. Sie glaubte nicht mehr an das Göttliche in sich oder in ihm, denn Götter starben nicht wenn sie von einem Schwert getroffen wurden. Nachtalben schon.

Calister trank den letzten Tee und stand auf. „Nun, sollten dir deine Schüler etwas erzählen oder wenn dir etwas auffällt, dann berichte es mir!" Als der Oberste Alb gegangen war, schenkte sich Tenebris Tee nach. Sie versank in Gedanken, sie hatte Fortingas in den Westen geschickt und wenn Calister nach ihrem Sohn fragte musste er Verdacht geschöpft haben. Auch war es möglich das er einen Widerstand in den eignen Reihen fürchtete, dann wäre die Schifffahrt bewacht und Fortingas wäre immer noch hier in Urgandel. Sie brauchte Gewissheit und es gab jemanden den sie Fragen konnte. Die Tochter einer alten Freundin. Als sie ihr Kind geboren hatte war sie aus Pistrana verschwunden und nach Urlandis gegangen. Angeblich war das Kind blind gewesen. Tenebris packte einige Sachen und befahl dem Stallburschen ein Pferd zu satteln. Ihre Schwerter wickelte sie in eine Decke. Noch in derselben Nacht verließ Tenebris die Hauptstadt und ritt Richtung Osten.

Der Wirt stellte die Stühle hoch und wies den Reisenden ihre Zimmer zu. Die Idee in der Nähe des Nördlichen Gebirges eine Herberge zu errichten, hatte sich als eine wahre Silberquelle erwiesen. Immer wieder machten die Karawanen der Zwerge bei ihm Rast und bezahlten gut. Während des Krieges hatten sie ihm Schutz gewährt und vor den Nachtalben bewahrt. Wenn die Zwerge ihre Märkte abhielten herrschte Hochsaison. Er wollte die Tür schließen, als sich ein Fuß in die Tür schob. Eine hochgewachsene Gestalt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, schob ihn zur Seite und trat ein. Etwa dreißig Vermummte folgten ihr. „Was kann ich für euch und eure Männer tun, Herr?" fragte er unterwürfig. „Hast du zwei Zwerge mit einem Kind gesehen? Oder hast du gehört, dass sie auf dem Weg hier her sind?" Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein, aber wenn sie ins Gebirge wollen müssen sie hier vorbei kommen!" Die Gestalt schob die Kapuze zurück und zwei rote Augen funkelten den Wirt an.

 Der Mann zuckte zusammen und starrte auf die Schwertspitze, die aus seiner Brust austrat. Der Wirt sackte zusammen und war auf der Stelle tot. Die Albin nickte den Männern zu. „Geht und räumt die Zimmer auf!" Mit gezogenen Waffen schlichen die Söldner die Treppe herauf und betraten die Zimmer aus denen leises Röcheln zu vernehmen war. Sie wandte sich den zweien zu, die bei ihr geblieben waren. „Geht und bereitet alles vor, wenn ich Recht behalte ist unsere Beute bald hier!"
Raziael/Überarbeitung:Rina smaragdauge

Sonntag, 20. Mai 2012

Die Prophezeiung, Kapitel 11 ( Der Gefangene Nachtalb)

Urgandel im Hundertachtunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Fürstentum Burinda

Fortingas hatte die Stadt verlassen und sich in die Wälder geschlagen. Der Erntemond hatte begonnen, dadurch fiel ihm die Nahrungssuche leichter. Er pflückte Mais und Knollengemüse von den Feldern der Bauern. Auch hatte er neue Eigenschaften an sich entdeckt. Der Alb hatte gelernt sich in den Baumkronen fort zu bewegen. Auf ungewisse Art hatte er ein Band zu den Bäumen aufgebaut, als wären sie ein Teil von ihm. Manchmal belauschte er die Menschen und Zwerge die ihm Schutz der Wälder reisten. Sie sprachen von Göttern und das jedes Volk von einem Gott erschaffen wurde. Wenn die Reisenden eine Rast einlegten, sprachen sie mit unsichtbaren Geschöpfen und teilten sogar das kostbare Wasser mit den Pflanzen. Fortingas brachte dies zum nachdenken. Er war dem Schoss seiner Mutter entsprungen und sie wiederum ihrer Mutter. Doch eine Frage beschäftigte ihn immer öfter: Wie war der erste Nachtalb entstanden? Wo war er oder sie hergekommen?

Niemals hatte er seine Mutter oder andere seines Volkes, sehen Beten oder Opfer dar bringen wie die Menschen oder Zwerge. Aus Geschichten wusste er dass die Nachtalben mit Schiffen in dieses Land gekommen waren, doch warum? Und aus welchem Land waren sie gekommen? Fragen, Fragen und keine Antworten. Er hatte sich vorgenommen den Ursprung der Nachtalben zu finden, vielleicht gab es noch mehr die so waren wie er selbst.

Fortingas aß Beeren von einem Strauch, sie schmeckten sauer und er verzog sein Gesicht, doch der Hunger trieb es rein. Plötzlich drang ein köstlicher Geruch an seine Nase. Irgendwer röstete Fleisch, gewürzt mit Salbei und Rosmarin über einem Feuer. Dem Alb lief das Wasser im Mund zusammen. Er schwang sich in eine Eiche und sprang von einer Baumkrone zur anderen dem verführerischen Duft entgegen.
Unter einer dunklen Tanne entdeckte er ein Feuer über dem zwei Hasen gedreht wurden. Um das Lager war eine Hecke aus Brombeersträuchern errichtet worden. Fortingas konnte zwei Zwerginnen und einen Zwerg erkennen. Eine der kleinen Frauen schien nicht recht dahin zu passen, sie war zu mager und zierlich um ein Abkömmling des kleinen Volkes zu sein. Doch das interessierte den Alb im Moment sehr wenig, er hatte nur Augen für das Fleisch über dem Feuer. Doch wie sollte er an die begehrte Mahlzeit kommen? Er hätte sie mit Pfeilen niederstrecken können, doch sie hatten ihm ja gar nichts getan und er konnte sie auch nur schwer zwischen den Ästen anvisieren. 

Die Zeit verging langsam und der Hunger des Alben wurde immer grösser. Der Zwerg mit den langen Haaren, schnitt Teile von einem der Tiere ab und verteilte sie an die anderen. Fortingas hörte das Schmatzen und kaute automatisch mit. Den letzten Braten wickelte der Zwerg in ein Stück Leder, sicher als Proviant für den nächsten Tag. Als der die Sonne sich ganz und gar in ihre nächtliche Wiege zurückgezogen hatte, senkten zwei der Zwerge den Kopf und begannen zu beten. Doch zur Verwunderung des Alben sprachen sie verschiedene Götter an. Dann legten sich die beiden Frauen an das Feuer und schlüpften unter eine Decke die aus Fellen gemacht war. Der Mann lief noch außerhalb des Lagers herum, kroch auf dem Boden und warf mit Tannennadeln und Schmutz um sich. Fortingas konnte sich keinen Reim darauf machen, doch wer verstand schon Zwerge.

Als auch der Zwerg sich an das Feuer gelegt hatte, wartete der Alb noch einige Zeit um sicher zu sein das sie alle schliefen. Er glitt leise den Baum hinab und schlich voran. Er achtete darauf  keine Äste oder anderes zu zertreten und lauschte aufmerksam dem Schnarchen der Zwerge. Sobald er seine Beute hatte würde er schnell verschwinden, denn dieser Lärm war nicht auszuhalten. Fortingas hatte sich bis auf fünf Schritt dem Lager genähert, als unter seinem Fuß etwas leise knackte. Eine Schlinge zog sich fest um seinen Knöchel und brachte ihn zu fall. Der Alb wurde über den Boden geschliffen, durch die Dornenhecke und in die Höhe gezogen. Er schlug hart gegen den Stamm der Tanne, seine Pfeile fielen aus dem Köcher und das Blut sackte in den Kopf. Das letzte was er sah war das grinsende Gesicht eines Zwerges, der ihm eine rein haute. Dann verlor er das Bewusstsein.

Als Fortingas wieder zu sich kam, dröhnte ihm der Schädel. Wie durch einen Schleier hörte er Stimmen die miteinander stritten. „Ich sage, wir töten ihn gleich. Jeder tote Nachtalb ist ein Gegner weniger!" „ Nein wir befragen ihn, vielleicht sind noch mehr in der Gegend!"  Der Alb spürte dass jemand sein Gesicht und Ohren abtastete. Er öffnete seine Augen einen Spalt und erkannte das Gesicht eines kleinen Mädchens, doch sie war kein Zwerg. „Klondieke, komm sofort da weg!!" hörte er die Zwergin rufen. Eine heftige Ohrfeige brachte ihn vollends zurück. „Ich kann riechen das du wach bist, Alb!"
Fortingas merkte das er gefesselt war, vor Ihm stand ein Zwerg mit mittellangem Bart und braunen Haaren. Etwas weiter weg am Feuer war die Zwergin und drückte das Kind an sich. Ihre dunklen Augen funkelten ihn hasserfüllt an. Der Nachtalb wusste das alles was er sagen würde ihm den Kopf kosten konnte, er musste seine Worte gut überlegen. „Was tust du hier? Warum folgst du uns und wie viel seid ihr?" herrschte ihn der Zwerg an. 

Fortingas setzte eine gleichgültige Miene auf und sagte nichts. „Sprich oder ich schlage dir den Kopf ab!!" drohte der Zwerg. Der Alb dachte kurz nach, dann sagte er: „Dann töte mich und meine Geheimnisse bleiben sicher. Was Folter angeht musst du noch viel lernen!" Der Zwerg schaute  Hilfe suchend zu seiner Reisegefährtin, doch sie Zuckte nur mit den Schultern. Der Zwerg drohte dem Alb die Beine zu zertrümmern und ihm die Augen aus zu stechen. Doch Fortingas schaffte es immer ein Gegenargument zu finden das dem Zwerg die Worte raubte. „Hört zu." begann der Alb: „Wenn ich es gewollt hätte, wärt ihr schon lange tot. Ich wollte euch nur das Essen stehlen. Außer mir ist hier keiner!"

„Du lügst Alb!" schrie die Zwergin und machte einen Schritt auf den Alb zu. „Sieh dir seine roten Augen an Wallungur, ich weiß dass er lügt!" Sie zog das kurzstielige Beil aus dem Gürtel und wollte auf Fortingas losgehen, doch der Zwerg hielt sie auf. „Hör zu Tyrella, auch wenn wir nichts erfahren. Deine Leute im Gebirge ganz sicher, wir nehmen ihn mit!" Die Zwergin riss sich los und ging zu dem Mädchen. Fortingas atmete erleichtert auf. Er hatte sich schon mit Gespaltenem Schädel als Futter für die Krähen gesehen. „Hey Wallungur, so heißt du doch? Kann ich was zu essen haben, ich habe mich die letzten Tage nur von Beeren ernährt und etwas Wasser…!" „Ich kann dir Zwergenwasser geben, wenn du so großen Durst hast!!" fiel die Tyrella dem Alb ins Wort. „Was ist Zwergenwasser?" fragte Fortingas. „Das willst du lieber nicht wissen!" lachte der Zwerg und ließ den Alb von der Hasenkeule abbeißen.

 Die beiden Zwerge hatten damit abgewechselt den Nachtalb zu bewachen. Fortingas hatte versucht heraus zu bekommen, warum die Zwergin ihn so sehr hasste. Doch als Antwort hatte sie ihn nur angespuckt und in den Magen getreten.
Mit den ersten Sonnenstrahlen brachen die Zwerge das Lager ab. Sie hatten beschlossen die Waffen des Alben mitzunehmen. Die Schmiede im Nördlichen Gebirge konnten sie untersuchen um bessere Rüstungen schmieden, die den Angriffen der Nachtalben standhalten konnten. Bei der ersten Rast bemerkten sie, dass sich die Augen des Alben verändert hatten. Fortingas erklärte, dass er zur Hälfte Mensch sei und nicht wie die anderen Nachtalben war. Tyrella schimpfte ihn erneut einen Lügner. „Ihr seid alle gleich. Ob rote oder weiße Augen!"  Während die Zwerge aßen untersuchte Fortingas die Knoten an seinen Fesseln. Mit seinen schlanken Fingern hätte er sie jederzeit lösen können. *Aber  warum saure Beeren Essen, wenn ich hier mit gutem Fleisch versorgt werde?* Bevor sie das Gebirge erreichten, konnte er sich immer noch aus dem Staub machen. Doch was ihn wirklich interessierte: warum reisten die Zwerge mit einem Kind der Menschen? Und warum versuchte die Zwergin dem Kind Worte zu lehren und selbst zu essen? Wieder einmal gab es fragen und keine Antworten.

In Pistrana hörte sich der Oberste Alb an, was die Albin ihm zu sagen hatte. Er nahm einen Schluck aus einem Kelch und sagte mit fester Stimme: „Tu was nötig ist Mürane. Töte die Zwerge, aber dem Kind darf nichts geschehen. Bewacht alle Gebirge und kontrolliert die Routen. Ich setze eine Belohnung aus für denjenigen, der mir das Kind unbeschadet bringt!" Die Nachtalbin verbeugte sich und verließ mit einem boshaften Lächeln den Palast. 
Raziael/Überarbeitung:Rina Smaragdauge

Donnerstag, 17. Mai 2012

Mein erster Jungesellenabschied

Der Bruder meiner Freundin hat sich entschieden zu Heiraten. Doch bevor dieses Ereignis Stattfindet, war ein Junggesellenabschied geplant. Ich selbst hatte etwas dergleichen noch mitgemacht und wusste auch nicht was mich erwartet. Wir trafen uns in der Wohnung des Bräutigams und machten uns bereit. Der zukünftige Ehemann Verkleidet als Milka Kuh und wir in Orangefarbenen Schutzwesten. *Mir als Niederländer gefiel diese Farbe sehr gut* Gingen wir in die Stadt.
Der Bräutigam ging mutig drauflos. Beladen mit drei Aufgaben: Dinge zu verkaufen, Küsse und die Waschangaben aus den BH der Frauen zu sammeln. Am Anfang wusste ich nicht recht wie ich mich verhalten sollte, doch nach den ersten drei dosen Bier plapperte ich fröhlich drauf los und scherzte mit.
Was ich an dem ganzen so Positiv empfand war, dass die Menschen den Spaß mit gemacht haben  und dafür offen waren.
Bald stellte ich fest dass wir nicht die einzigen waren, die auf diese Art unterwegs waren. Drei andere Gruppen Kreuzten unseren weg, mit dem Ziel noch einmal die Sau raus zu lassen.
Ich hatte früh die Fahnen gestrichen, doch der Bräutigam und seine Freunde hatten die ganze Nacht durchgehalten. Ich bin nicht besonders Trinkfest, doch ich bin mir sicher das ich diesen Spaß jederzeit wieder mitmachen würde 
Raziael

Sonntag, 13. Mai 2012

Die Prophezeiung Kapitel 10 ( Die Schergen der Nachtalben)

Urgandel: Fürstentum Burinda, Torfheim

 Die Zwergin prüfte das Wasser in dem Zuber ob es nicht zu heiß war. Dann zog sie dem Kind das schmutzige Hemd aus und untersuchte es auf mögliche Verletzungen. Erst sträubte sich das Mädchen in den Zuber zu steigen, doch nach einigen gut gemeinten Gesten und zureden setzte sich das Kind ins Wasser. Nun entledigte sich die Zwergin ihrer Kleidung und stieg zu dem Mädchen in den Zuber.
Mit einem Lappen wusch sie den Schmutz vom Leib des Kindes, dabei fielen ihr an Schultern und Bauch Druckstellen auf die schon Hornhäute gebildet hatten. Tyrella konnte sich keinen Reim darauf machen, es schien als habe das Mädchen seit ihrer Geburt einen Rucksack getragen. Auch war die Haut so weiß wie die eines Zwerges der nie an der Oberfläche gewesen war. Als sie den Körper der Kleinen gereinigt hatte wusch sie ihr die Haare und schnitt mit dem Dolch die filzigen Knoten heraus. Dabei kam Tyrella ein Gedanke der ihr die Tränen in die Augen trieb. *Wie es wohl sein mag das eigne Kind zu pflegen und zu waschen...* 


Sie verwarf den Gedanken gleich wieder, denn das war etwas das sie wohl nie erleben würde. *Und wenn ich die kleine einfach behalte?* Dieser Gedanke war noch viel absurder und sie musste über sich selbst lachen. Niemand und schon gar nicht ihr eigner Clan würden das Kind akzeptieren, zumal das Mädchen schnell merken würde dass sie kein Zwerg war.
Als sie damit fertig war das Kind zu waschen, stieg sie aus dem Wasser und trocknete sich ab. Danach holte sie das Mädchen aus dem Zuber und hüllte es in ein Leinentuch. In dem Schrank, der in dem Zimmer stand, fand sie dicke Leinensäcke die, wenn sie mit Stroh gefüllt waren, als Kopfunterlage gedacht waren. Tyrella kürzte einen Sack auf die richtige Länge und schnitt drei Löcher hinein, zwei für die Arme und eines für den Kopf. Dann streifte sie es dem Kind über. In ihrem Gepäck hatte die Zwergin noch ein Paar Lederstiefel. Sie waren dem Kind etwas zu groß und gingen bis über die Knie, doch Tyrella zog die Lederriemen einfach etwas fester.

Nun kleidete sich die Zwergin selbst wieder an und legte das Eisenkorsett wieder um. Während Tyrella beschäftigt war die Riemen fest zu zurren, schaute das Mädchen wie gebannt auf die Eisenringe die in den roten Haaren der Zwergin eingeflochten waren. Als Tyrella das merkte ließ sie das Kind damit spielen. Mensch hin oder her, dachte sich die Zwergin, holte einige Ringe aus ihrem Gepäck und flocht sie in die Haare des Mädchens. Sie legte das Mädchen in ihr Bett und deckte sie zu damit es schlafen konnte. Doch zu ihrem Erstaunen setzte sich das Mädchen auf, lehnte sich an die Wand und war sogleich eingeschlafen. Tyrella nahm sich vor noch einmal den Jäger zu befragen, irgendwo musste das Kind doch herkommen und welchen Namen hatte es?

Die Zwerge hatten sich mit Wallungur bekannt gemacht. Auf die Frage warum sein Bart so kurz sei gab er als Grund: Er habe sich den Bart beim Jagen mit Honig vollgeschmiert und habe ihn abschneiden müssen. Eine Zwergin war an seinen Fellen interessiert und bot eine Pfeife und Tabak, ein rundlicher Zwerg tauschte Öl gegen Trockenfleisch. Er verschlang es gierig und lobte das Östliche Gebirge, besonders ihre Art das Fleisch zu behandeln.

Um möglichen unangenehmen Fragen auszuweichen zog sich Wallungur in eine Ecke zurück, genoss seine neue Pfeife und ölte seine Axt und das Kettenhemd. Jemand stellte einen Humpen Bier vor ihm auf den Tisch. Er schaute hoch und erkannte die Zwergin, jedoch war sie diesmal ohne Helm. Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und prostete ihm zu. Wallungur erwiderte den Tost und nahm einen kurzen Schluck, seine Augen hingen wie gebannt auf dem Gesicht der Zwergin. Ihre roten Haare ruhten auf ihren Schultern und die Ringe in den Zöpfen klingelten leise während sie sprach.

„Die Kleine schläft, aber komischerweise tut sie das im Sitzen! Weißt du warum?" Wallungur verneinte die Frage. Auch auf die Bemerkung der Druckstellen auf ihrem Leib wusste er keine Antwort. Der Jäger erzählte wo er das Kind gefunden hatte und in welchem Zustand es war. Auf die Frage ob er den Namen wüsste, dachte er sich, dass er sie gefunden hatte und es sein Recht war ihr einen Namen zu geben. „Klondieke!!" Tyrella schaute den Jäger ungläubig an. „Dieser Name ist bei Zwergen gebräuchlich, aber nicht bei Menschen!" Wallungur zuckte mit den Schultern: „Ich kenne keine Namen der Menschen und Ga ga oder Gu gu ist kein Name, denn das ist alles was sie sagen kann!!" sagte er mit einem Trotz der keinen Widerspruch zuließ. 

Auf die Frage warum sie und die Zwerge in dem Dorf seien, erklärte Tyrella das die Bewohner sie angeheuert hatten. Immer wieder würden bewaffnete Banditen das Dorf heimsuchen. Der Zwerg und die Zwergin leerten ihre Humpen, dann ging Tyrella zu ihren Leuten und teilte die Wachen für die Nacht ein.
Als die meisten Dörfler die Schenke verlassen hatten, betraten zwei Gestalten die Stube. Beide schienen nicht die beste Gesellschaft zu sein und waren schnell betrunken. Einer begann die Tochter des Wirtes zu bedrängen und schien sich auch nicht durch Worte davon abbringen zu lassen. Bevor Tyrella etwas sagen konnte war Wallungur aufgestanden. „Hey lass die Leute in Ruhe und verschwinde oder ich brenne dir eins über!!"

Der Störenfried zog einen Dolch und wollte auf den Zwerg losgehen. Der Jäger wartete nicht auf den Angriff. Er rannte los und schlug dem Mann die Faust ins Gemächt, jaulend ging dieser auf die Knie. Wallungur setzte nach und verpasste ihm einen Haken der den Kiefer knacken ließ. Nun wurde auch der andere Raufbold aktiv. Er wollte seinem Freund zu Hilfe kommen, doch dann hielt er inne. Sein Blick haftete aber nicht auf Wallungur sondern auf dem kleinen Mädchen, das plötzlich auf der Treppe stand und sich die verschlafenen Augen rieb.

Tyrella und die anderen Zwerge hatten sich um Wallungur herum aufgebaut. „Verschwindet und kommt nicht wieder oder eure Gliedmaßen werden die Wände der Schenke zieren!" Der Mann half seinem Freund auf die Beine und verließ die Taverne. Tyrella ging zu dem Kind. „Bist du wach geworden mein Schatz? Komm ich bringe dich wieder zu Bett!" Als sie dies gesagt hatte, kicherten einige Zwerginnen leise. Tyrella schaute sich zornig um, worauf alle verstummten. Wallungur wartete bis die Zwergin mit dem Kind die Treppe herauf gegangen war, dann fragte er einen der Zwerge warum die Rothaarige so wütend war. „ Sie ist Witwe, doch in den der Zeit als ihr Gefährte noch lebte ist ihrem Schoss kein Kind entschlüpft. Nun will sie kein Zwergenmann als Gefährtin und das grämt sie!"


Als Tyrella wieder zurück war, bot sie Wallungur an in ihrem Zimmer zu schlafen, denn sie müsse doch den Wachdienst beaufsichtigen. Der Jäger lehnte ab, er würde es sich in den Ställen gemütlich machen. Fünf  Zwerge mit Blashörnern gingen auf Wachposten. Wallungur ging in den Stall, im Stroh machte er sich ein Lager. Doch bevor er sich schlafen legte sprach er ein Gebet zu seinem Gott Jared. Er bat ihn um Beistand und darum auf Swanthe auf zu passen. Dann legte er sich zur Ruhe.

Ein Hornsignal riss den Jäger aus dem Schlaf, sofort griff er seine langstielige Axt und rannte nach draußen. Reiter mit Masken waren in das Dorf eingefallen und legten Feuer. Die Zwerge schlugen auf die Beine der Pferde ein und brachten sie dadurch zum Stürzen. Die Reiter wurden unter den Tieren begraben und wenn nicht starben sie durch die Beile und Hämmer der Zwerge. Einige Dörfler schlossen sich dem Kampf an, jedoch die meisten versteckten sich in ihren Häusern.

Wallungur überlegte nicht lange und griff in den Kampf mit ein. Als die Banditen merkten, dass sie von den Pferden aus nichts gegen die Zwerge ausrichten konnten, sprangen sie von den Tieren. Tyrella wich einem Schwerthieb aus und rammte ihrem Gegner das Schild gegen das Knie, er knickte ein und sie schlug ihm den Kopf ab. Als sie sich dem nächsten stellen, wollte sah sie aus dem Augenwinkel das einige Maskierte versuchten in die Schenke einzudringen, sicher wegen dem Geld das der Wirt eingenommen hatte. Die Zwergin dachte sofort an Klondieke und rannte den Banditen nach. Wallungur hatte einen Angreifer niedergestreckt, er bemerkte das Tyrella den Männern in die Schenke folgte und rannte ihr hinterher. 


Tyrella schleuderte ihr Schild und traf einen der Männer in die Knie und brachte ihn zu fall. Als die anderen drei das bemerkten, griffen sie die Zwergin an. Wallungur stand in der Tür der Schenke und sah das einer der Männer Tyrella mit dem Schwert Attackieren  wollte. Er warf sein Jagdmesser und traf den Banditen in den Hals, gurgelnd ging dieser zu Boden. Tyrella zertrümmerte mit der stumpfen Seite ihrer Axt einem Banditen das Knie, dann trieb sie ihm die Waffe in die Schulter bis zur Brust. Der Mann, der das Schild der Zwergin in die Knie bekommen hatte, erholte sich und griff Wallungur an. Der Jäger wich den Attacken aus, stach ihm den Stiel seiner Axt ins Bein und zog ihn näher an den Tisch aus schwerer Eiche. Der Jäger sprang den Räuber an und klammerte sich an dessen Kleidung. Er lehnte sich nach hinten und zog den Mann mit sich. Wallungur hatte gut Maß genommen, durch den Größenunterschied verfehlte der Zwerg den Tisch, doch der Mensch bekam die volle Breitseite ab und mit einem leisen Knacken brach das Genick.


Der vierte war die Treppe hinauf gestürmt und durchsuchte alle Zimmer, bis er in Tyrellas Kammer verschwand. Die Zwergin war ihm gefolgt und überraschte ihn als er mit Klondieke aus dem Fenster flüchten wollte. Als der Dieb die Zwergin erblickte ließ er von dem Kind ab und versuchte zu flüchten. Tyrella schleuderte ihr Beil und trennte ihm den Arm ab, schreiend stürzte der Mann in die Tiefe. Die Zwergin nahm ihr Beil und fasste die weinende Klondieke bei der Hand, für Trost war nun keine Zeit. Zufällig fiel ihr Blick auf den abgetrennten Arm der immer noch das Schwert umfasste. Sie hielt inne und betrachtete die Waffe genauer. Dieses Schwert war nicht von Menschenhand geschmiedet sondern von Zwergen. 


Wallungur holte sie wieder in die Realität zurück. „Die Söldner haben Verstärkung bekommen, deine Leute sind gefallen. Tyrella, das Dorf ist verloren. Wir müssen weg!" Die Zwergin schaute auf das Kind, der Jäger hatte Recht und sie musste ihrem König davon berichten, das Söldner der Nachtalben mit den von Zwergen geschmiedeten Waffen Menschen töteten. Sie verließen die Schenke und kämpften sich bis zum Dorfrand durch, dort flüchteten sie in den Schutz des Waldes.

Im Vorratskeller, der mit einer Falltür geschlossen wurde, hatte die Tochter des Wirtes dem Kampf mit angehört. Warmes Blut tropfte durch die Bodenbretter auf ihre Schultern. Weinend hielt sie sich ihren Mund zu und flehte Perros an, die Schreie der Nachbarn und Freunde mögen endlich verstummen. Als dann auch noch die Stimme einer Nachtalbin erklang, wäre ihr Herz beinahe stehen geblieben. Die Albin sprach von einem Kind und einer der Söldner erzählte, dass Zwerge mit dem Kind geflohen seien. Erst als nichts mehr zu hören war, nicht einmal das Bersten von brennendem Holz, verließ die Frau ihr Versteck und was sie erblickte überstieg alles Grauen das sie jemals gesehen hatte.
Raziael/Überarbeitung:Rina smaragdauge

Sonntag, 6. Mai 2012

Die Prophezeiung Kapitel 9 (Kindermädchen wider Willen)


Kapitel 9: Urgandel im Hundertachtunddreißigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Irgendwo zwischen den Fürstentümern Urlandis und Burinda

Wallungur hatte sich gut erholt. Die ersten Tage nach seiner Verbannung hatte er in einem hohlen Baum Unterschlupf gefunden und seine Wunden versorgt. Mit einem Stock hatte er die Wundsalbe auf seinem Rücken aufgetragen. Von jungen Eichen hatte er die Rinde geschält und getrocknet. Aus dem daraus entstandenen Bast hatte er sich Stricke geflochten und Schlingen gemacht, mit denen er Hasen und Nerze fing.

Den Wunsch zu sterben hatte er aufgegeben. Er wollte mit Swanthe die Wanderschaft an der Seite Jareds antreten wenn sein Gott ihn zu sich holen würde. Wallungur wollte in den Norden gehen und sich bei den Schmieden ansiedeln, sowie er und Swanthe es geplant hatten. Doch würden sie einen verbannten Zwerg aufnehmen? Diese Frage blieb offen. Einmal hatte er Zwerge seines Volkes beim Jagen beobachtet und darunter seinen Vater erkannt. Gerne wäre er zu ihm gegangen und hätte ihn um Vergebung gebeten, doch ihm hatte der Mut gefehlt.

Als er sich einen Vorrat Trockenfleisch angelegt hatte verließ er seinen Baum und machte sich auf in den Norden. Aus den Hasenfellen hatte er sich eine Tasche gemacht in der er seine Habseligkeiten packte. Nach einigen Tagen traf er auf die ersten Menschen. In einem Dorf tauschte er einen Nerz gegen genug Stoff um sich einen neuen Umhang zu machen. Eine Gruppe Zwerge, die bei den Schmieden im Norden Waffen und Werkzeuge erstanden hatten, gaben ihm im Tausch gegen Nerze eine langstielige Streitaxt und ein Kettenhemd. Natürlich waren die Felle weit mehr wert gewesen, doch er konnte nicht wählerisch sein. Nun fühlte er sich wieder als ein richtiger Zwerg. Wenn er nicht Tauschen musste hielt er sich in der Nähe der Wälder und im hohem Gras um sich vor den Augen der Nachtalben zu verbergen. Er war nicht feige, wollte aber jede Auseinandersetzung vermeiden.

Er hatte seine Schlingen ausgelegt und sich ein Lager unter einem umgefallen Baum aufgeschlagen. Als er im Schein des Halbmondes einen Menschen mit einem seltsam geformten Buckel in Richtung Westen wandern sah.  *So ein Dummkopf.* dachte sich der Zwerg. In der Nacht waren die Nachtalben und vor allem die Mudroks am aktivsten. Wallungur konnte in dieser Nacht keinen richtigen Schlaf finden. Immer wieder ließ ihn etwas aufschrecken: das Knurren der Raubtiere, Schlagen von Pferdehufen und das Schreien der Kauze.

Als die Sonne die dunklen Wolken vertrieb, brach der Zwerg sein Lager ab und machte sich auf seine Fallen zu kontrollieren. Er hatte bereits drei Hasen an seinem Gürtel und war auf dem Weg zur nächsten Falle, als er in der Ferne etwas entdeckte. Etwas Braunes und Schlankes. Es war zu weit entfernt um zu erkennen um was für ein Tier es sich handelte. Vorsichtig näherte sich der Jäger und konnte bald etwas erkennen. Arme und Beine, das war kein Tier sondern ein kleiner Mensch. Es war ein Kind.

Der Zwerg trat näher an das Kind heran. Die filzigen braunen Haare reichten bis zu den Knien und das dünne Knöchel lange Hemd war zerrissen und vom Morgentau durchnässt. Wallungur ging in die Hocke. „Hey du, alles okay mit dir?“ Anstatt einer Antwort gab das Kind, das nach dem Aussehen ein Mädchen war, nur unverständliches Gebrabbel von sich. Wallungur versuchte es noch einmal: „Hast du Hunger?“ Wieder bekam er keine Antwort. Er flößte dem Kind etwas Wasser ein und warf ihm einen Brocken Trockenfleisch hin. „Na dann mach’s gut!“

Wallungur erhob sich und setzte seinen Weg fort. Als er seine letzte Falle erreicht hatte und einen Nerz aus der Schlinge holte, spürte er blicke in seinem Rücken. Er schaute sich um und da war das Kind. In der Hand hielt es das Stück Trockenfleisch. „Was willst du?! Verschwinde!“ rief er dem Mädchen zu. Er stopfte den Nerz in seine Tasche und ging weiter. Gegen Mittag begann es zu regnen und er suchte sich einen Unterschlupf. In einer hohlen Eiche entfachte er ein Feuer und begann die Tiere zu enthäuten.
Der Regen hatte sich inzwischen in ein Gewitter verwandelt, als plötzlich das Mädchen vor der Baumhöhle stand. „Ich hatte doch gesagt du sollst verschwinden!!“ schrie er, doch das Mädchen schaute ihn nur mit großen Augen an. Der Jäger brummte etwas in seinen verstümmelten Bart, dann zog er das Mädchen in den Baum. Noch immer hatte das Kind das getrocknete Fleisch in der Hand. Wallungur schüttelte den Kopf. „Du musst es Essen, von allein krabbelt es nicht in deinen Mund!“ Er nahm ihr das Fleisch weg und biss hinein. „Siehst du, so geht das!“ sagte er kauend.

Das Mädchen streckte den Kopf vor und öffnete den Mund. Der Zwerg schaute nur erstaunt. „Denkst ich kaue es für dich? Ich bin doch kein Vogel!“ Dann kam ihm die Idee. Er hatte noch Himbeeren die er gesammelt hatte. Er holte den Fellbeutel aus seiner Tasche und hielt sie dem Kind hin. Doch wieder schaute sie ihn mit offenem Mund an. Er versuchte ihr den Inhalt in den Mund zu schütten doch dabei fiel das meiste daneben. „Dann eben anders!“ sagte er und legte sich das Mädchen bäuchlings über die Beine. 

Er nahm eine Handvoll Beeren und drückte sie dem Kind in den Mund. Das ging schon besser.  Schmatzend kaute das Kind die Beeren wobei sie ihre Hände neben ihren Kopf hielt. „Willst du wegfliegen? Oder was hast du vor!“ fragte Wallungur spöttisch und schob wieder eine Handvoll Beeren in ihren Mund. Als der Beutel leer war setzte er das Kind wieder hin. Das Mädchen schluckte die Beeren und rülpste laut. Zu dem Schmutz das es schon im Gesicht hatte war sie um Mund und Nase rot vom Saft der Himbeeren. „Na du gefällst mir, aber für einen Menschen bist ziemlich hässlich weißt du das?“

Der Zwerg nahm sein Jagdmesser und schnitt die Haare des Kindes auf Schulterhöhe ab. Es war zwar nicht sehr gerade, aber sie glich nicht mehr einem Kobold. Wallungur schaute das Kind genauer an. Die Hände waren zart und weich, was nicht in diese Umgebung passte, Bauernkinder begannen bei der Arbeit zu helfen sobald sie eine Harke halten konnten. „Hey, hast du einen Namen? Ich heiße Wallungur.“ fragte er. Doch er bekam nur Gebrabbel zu hören und etwas das nach. „Walawur!“ klang. Der Jäger rechnete. Menschen wuchsen schneller als Zwerge wurden aber nicht so alt. Sie war ein Kopf kleiner als er, also musste sie neun Sommer alt sein.

 Er beschloss das Kind erst einmal mit zu nehmen, vielleicht traf er ihren Vater oder Mutter. Und wenn nicht dann ganz sicher im nächsten Dorf. Als der Regen nachgelassen hatte verließen sie die Baumhöhle. Am Anfang kamen sie zügig voran, doch bald fiel das Kind zurück. Wallungur knurrte etwas über schwächliche Menschenkinder. Doch als er die Fußsohlen des Mädchens anschaute, die voller Blasen und Abschürfungen waren, bekam er doch etwas Mitleid. Er nahm das Kind auf die Arme und trug es.


Als der Zwerg und das Kind ein Dorf erreichten wurden sie mit erstaunten Blicken empfangen. Wallungur fragte jeden der Ihm begegnete, doch niemand kannte das Mädchen oder hatte gehört dass ein Kind vermisst wurde. Der Jäger steuerte eine Schenke an. Er hatte Durst und das Kind brauchte etwas Richtiges zu Essen. In der Schenke tauschte er einen Nerz gegen ein Bier, eine Schale Haferbrei mit Fleisch und fünfzehn Kupfermünzen. Er setzte das Kind an einen Tisch und kurz darauf war das Essen da.
Wieder schob das Mädchen nur den Kopf vor und öffnete den Mund. Wallungur schaute sich um. „Kann jemand das Kind füttern? Sie ist ein Mensch!“ Der Zwerg erntete nur stumme Blicke. 

„Widerliches Volk, dann mache ich es halt selber!!“ fluchte er. Doch wie sollte er es machen? Er klemmte sich das Kind unter den Arm, nahm eine Handvoll von dem noch dampfenden Brei und schob es dem Mädchen in den Mund. Das Kind begann zu strampeln und zu weinen. Sie spuckte den Brei aus und schlug um sich. Wallungur spürte, das alle Augen auf ihn gerichtet waren und in ihm wuchs das Bedürfnis jedem in der Schenke den Schädel zu spalten. Sein Blick fiel auf das Kind, das sich wimmernd den Mund hielt. Er hatte gegen die Nachtalben gekämpft und einen Mudrock mit nur einem Beil nieder gestreckt.  Jedoch nun versagt er, zum ersten Mal fühlte sich der Jäger hilflos. „Was ist hier denn los?!!!“ rief eine Stimme.

Eine Gruppe Zwerge hatte den Schankraum betreten. Eine Zwergin, die anscheinend auch die Anführerin war, trat auf Wallungur zu. Sie trug einen Blank polierten Helm mit geschmiedeten Flügeln und ein eisernes Korsett, das Brust, Bauch und Rücken schützte. „Was machst du denn da?“ fragte sie streng. Die Zwergin zog einen Handschuh aus und tauchte einen Finger in den Brei. „Der ist ja kochendheiß! Und das schaufelst du dem Kind ins Gesicht?“ Sie nahm ihm das Kind weg, setzte es auf den Hocker und schob ihn zur Seite. Die Zwergin trocknete mit ihrem Ärmel die Augen des Kindes, dann griff sie den Löffel und begann das Kind zu füttern. Die anderen Zehn Zwerge und Zwerginnen hatten sich an einem großen Tisch niedergelassen und musterten Wallungur.

 Als die Schüssel leer war bestellte die Zwergin noch einen Becher Ziegenmilch und wandte sich an den Jäger. „Wer bist du und was machst du hier? Du bist doch ein Jäger aus dem Osten!“ Wallungur war sich nicht sicher was er antworten sollte. „Ich bin Wallungur Fuchstöter und was ich hier tue geht nur mich etwas an!“ Die Zwergin zuckte mit den Schultern. „Da hast du schon Recht, aber es sind unruhige Zeiten und allein zu Reisen ist riskant!“ Wallungur zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Sie wischte dem Kind den Brei aus dem Gesicht und entdeckte die rötliche Färbung um Mund und Nase. „Hast du das Kind etwa Blut trinken lassen?!“ fragte sie argwöhnisch. „Ist nur Himbeersaft.“ antwortete er unschuldig. Sie sagte das sie das Kind waschen wolle und bestellte bei dem Wirt ein Zuber mit heißem Wasser auf ihr Zimmer. Sie nahm das Kind bei der Hand und zog es hinter sich her. Wallungur packte seine Tasche und folgte ihr. Die Zwergin blieb stehen und drehte sich um. „Was hast du vor, Jäger?“ fragte sie mit hochgezogenen Brauen. „Es ist mein Kind, ich hab es gefunden!“ protestierte der Zwerg. Der Zwergin schienen die Worte zu fehlen und ihre freie Hand ballte sich zu einer Faust. Nun wurde Wallungur klar wie dumm seine Bemerkung gewesen war und setzte sich wieder an den Tisch. Er bestellte noch ein Bier und riet dem Wirt den Koch raus zu schmeißen, weil dieser nicht für Kinder kochen könne.
Raziael/Überarbeitung:Rinasmaragdauge