Sonntag, 13. Mai 2012

Die Prophezeiung Kapitel 10 ( Die Schergen der Nachtalben)

Urgandel: Fürstentum Burinda, Torfheim

 Die Zwergin prüfte das Wasser in dem Zuber ob es nicht zu heiß war. Dann zog sie dem Kind das schmutzige Hemd aus und untersuchte es auf mögliche Verletzungen. Erst sträubte sich das Mädchen in den Zuber zu steigen, doch nach einigen gut gemeinten Gesten und zureden setzte sich das Kind ins Wasser. Nun entledigte sich die Zwergin ihrer Kleidung und stieg zu dem Mädchen in den Zuber.
Mit einem Lappen wusch sie den Schmutz vom Leib des Kindes, dabei fielen ihr an Schultern und Bauch Druckstellen auf die schon Hornhäute gebildet hatten. Tyrella konnte sich keinen Reim darauf machen, es schien als habe das Mädchen seit ihrer Geburt einen Rucksack getragen. Auch war die Haut so weiß wie die eines Zwerges der nie an der Oberfläche gewesen war. Als sie den Körper der Kleinen gereinigt hatte wusch sie ihr die Haare und schnitt mit dem Dolch die filzigen Knoten heraus. Dabei kam Tyrella ein Gedanke der ihr die Tränen in die Augen trieb. *Wie es wohl sein mag das eigne Kind zu pflegen und zu waschen...* 


Sie verwarf den Gedanken gleich wieder, denn das war etwas das sie wohl nie erleben würde. *Und wenn ich die kleine einfach behalte?* Dieser Gedanke war noch viel absurder und sie musste über sich selbst lachen. Niemand und schon gar nicht ihr eigner Clan würden das Kind akzeptieren, zumal das Mädchen schnell merken würde dass sie kein Zwerg war.
Als sie damit fertig war das Kind zu waschen, stieg sie aus dem Wasser und trocknete sich ab. Danach holte sie das Mädchen aus dem Zuber und hüllte es in ein Leinentuch. In dem Schrank, der in dem Zimmer stand, fand sie dicke Leinensäcke die, wenn sie mit Stroh gefüllt waren, als Kopfunterlage gedacht waren. Tyrella kürzte einen Sack auf die richtige Länge und schnitt drei Löcher hinein, zwei für die Arme und eines für den Kopf. Dann streifte sie es dem Kind über. In ihrem Gepäck hatte die Zwergin noch ein Paar Lederstiefel. Sie waren dem Kind etwas zu groß und gingen bis über die Knie, doch Tyrella zog die Lederriemen einfach etwas fester.

Nun kleidete sich die Zwergin selbst wieder an und legte das Eisenkorsett wieder um. Während Tyrella beschäftigt war die Riemen fest zu zurren, schaute das Mädchen wie gebannt auf die Eisenringe die in den roten Haaren der Zwergin eingeflochten waren. Als Tyrella das merkte ließ sie das Kind damit spielen. Mensch hin oder her, dachte sich die Zwergin, holte einige Ringe aus ihrem Gepäck und flocht sie in die Haare des Mädchens. Sie legte das Mädchen in ihr Bett und deckte sie zu damit es schlafen konnte. Doch zu ihrem Erstaunen setzte sich das Mädchen auf, lehnte sich an die Wand und war sogleich eingeschlafen. Tyrella nahm sich vor noch einmal den Jäger zu befragen, irgendwo musste das Kind doch herkommen und welchen Namen hatte es?

Die Zwerge hatten sich mit Wallungur bekannt gemacht. Auf die Frage warum sein Bart so kurz sei gab er als Grund: Er habe sich den Bart beim Jagen mit Honig vollgeschmiert und habe ihn abschneiden müssen. Eine Zwergin war an seinen Fellen interessiert und bot eine Pfeife und Tabak, ein rundlicher Zwerg tauschte Öl gegen Trockenfleisch. Er verschlang es gierig und lobte das Östliche Gebirge, besonders ihre Art das Fleisch zu behandeln.

Um möglichen unangenehmen Fragen auszuweichen zog sich Wallungur in eine Ecke zurück, genoss seine neue Pfeife und ölte seine Axt und das Kettenhemd. Jemand stellte einen Humpen Bier vor ihm auf den Tisch. Er schaute hoch und erkannte die Zwergin, jedoch war sie diesmal ohne Helm. Sie setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und prostete ihm zu. Wallungur erwiderte den Tost und nahm einen kurzen Schluck, seine Augen hingen wie gebannt auf dem Gesicht der Zwergin. Ihre roten Haare ruhten auf ihren Schultern und die Ringe in den Zöpfen klingelten leise während sie sprach.

„Die Kleine schläft, aber komischerweise tut sie das im Sitzen! Weißt du warum?" Wallungur verneinte die Frage. Auch auf die Bemerkung der Druckstellen auf ihrem Leib wusste er keine Antwort. Der Jäger erzählte wo er das Kind gefunden hatte und in welchem Zustand es war. Auf die Frage ob er den Namen wüsste, dachte er sich, dass er sie gefunden hatte und es sein Recht war ihr einen Namen zu geben. „Klondieke!!" Tyrella schaute den Jäger ungläubig an. „Dieser Name ist bei Zwergen gebräuchlich, aber nicht bei Menschen!" Wallungur zuckte mit den Schultern: „Ich kenne keine Namen der Menschen und Ga ga oder Gu gu ist kein Name, denn das ist alles was sie sagen kann!!" sagte er mit einem Trotz der keinen Widerspruch zuließ. 

Auf die Frage warum sie und die Zwerge in dem Dorf seien, erklärte Tyrella das die Bewohner sie angeheuert hatten. Immer wieder würden bewaffnete Banditen das Dorf heimsuchen. Der Zwerg und die Zwergin leerten ihre Humpen, dann ging Tyrella zu ihren Leuten und teilte die Wachen für die Nacht ein.
Als die meisten Dörfler die Schenke verlassen hatten, betraten zwei Gestalten die Stube. Beide schienen nicht die beste Gesellschaft zu sein und waren schnell betrunken. Einer begann die Tochter des Wirtes zu bedrängen und schien sich auch nicht durch Worte davon abbringen zu lassen. Bevor Tyrella etwas sagen konnte war Wallungur aufgestanden. „Hey lass die Leute in Ruhe und verschwinde oder ich brenne dir eins über!!"

Der Störenfried zog einen Dolch und wollte auf den Zwerg losgehen. Der Jäger wartete nicht auf den Angriff. Er rannte los und schlug dem Mann die Faust ins Gemächt, jaulend ging dieser auf die Knie. Wallungur setzte nach und verpasste ihm einen Haken der den Kiefer knacken ließ. Nun wurde auch der andere Raufbold aktiv. Er wollte seinem Freund zu Hilfe kommen, doch dann hielt er inne. Sein Blick haftete aber nicht auf Wallungur sondern auf dem kleinen Mädchen, das plötzlich auf der Treppe stand und sich die verschlafenen Augen rieb.

Tyrella und die anderen Zwerge hatten sich um Wallungur herum aufgebaut. „Verschwindet und kommt nicht wieder oder eure Gliedmaßen werden die Wände der Schenke zieren!" Der Mann half seinem Freund auf die Beine und verließ die Taverne. Tyrella ging zu dem Kind. „Bist du wach geworden mein Schatz? Komm ich bringe dich wieder zu Bett!" Als sie dies gesagt hatte, kicherten einige Zwerginnen leise. Tyrella schaute sich zornig um, worauf alle verstummten. Wallungur wartete bis die Zwergin mit dem Kind die Treppe herauf gegangen war, dann fragte er einen der Zwerge warum die Rothaarige so wütend war. „ Sie ist Witwe, doch in den der Zeit als ihr Gefährte noch lebte ist ihrem Schoss kein Kind entschlüpft. Nun will sie kein Zwergenmann als Gefährtin und das grämt sie!"


Als Tyrella wieder zurück war, bot sie Wallungur an in ihrem Zimmer zu schlafen, denn sie müsse doch den Wachdienst beaufsichtigen. Der Jäger lehnte ab, er würde es sich in den Ställen gemütlich machen. Fünf  Zwerge mit Blashörnern gingen auf Wachposten. Wallungur ging in den Stall, im Stroh machte er sich ein Lager. Doch bevor er sich schlafen legte sprach er ein Gebet zu seinem Gott Jared. Er bat ihn um Beistand und darum auf Swanthe auf zu passen. Dann legte er sich zur Ruhe.

Ein Hornsignal riss den Jäger aus dem Schlaf, sofort griff er seine langstielige Axt und rannte nach draußen. Reiter mit Masken waren in das Dorf eingefallen und legten Feuer. Die Zwerge schlugen auf die Beine der Pferde ein und brachten sie dadurch zum Stürzen. Die Reiter wurden unter den Tieren begraben und wenn nicht starben sie durch die Beile und Hämmer der Zwerge. Einige Dörfler schlossen sich dem Kampf an, jedoch die meisten versteckten sich in ihren Häusern.

Wallungur überlegte nicht lange und griff in den Kampf mit ein. Als die Banditen merkten, dass sie von den Pferden aus nichts gegen die Zwerge ausrichten konnten, sprangen sie von den Tieren. Tyrella wich einem Schwerthieb aus und rammte ihrem Gegner das Schild gegen das Knie, er knickte ein und sie schlug ihm den Kopf ab. Als sie sich dem nächsten stellen, wollte sah sie aus dem Augenwinkel das einige Maskierte versuchten in die Schenke einzudringen, sicher wegen dem Geld das der Wirt eingenommen hatte. Die Zwergin dachte sofort an Klondieke und rannte den Banditen nach. Wallungur hatte einen Angreifer niedergestreckt, er bemerkte das Tyrella den Männern in die Schenke folgte und rannte ihr hinterher. 


Tyrella schleuderte ihr Schild und traf einen der Männer in die Knie und brachte ihn zu fall. Als die anderen drei das bemerkten, griffen sie die Zwergin an. Wallungur stand in der Tür der Schenke und sah das einer der Männer Tyrella mit dem Schwert Attackieren  wollte. Er warf sein Jagdmesser und traf den Banditen in den Hals, gurgelnd ging dieser zu Boden. Tyrella zertrümmerte mit der stumpfen Seite ihrer Axt einem Banditen das Knie, dann trieb sie ihm die Waffe in die Schulter bis zur Brust. Der Mann, der das Schild der Zwergin in die Knie bekommen hatte, erholte sich und griff Wallungur an. Der Jäger wich den Attacken aus, stach ihm den Stiel seiner Axt ins Bein und zog ihn näher an den Tisch aus schwerer Eiche. Der Jäger sprang den Räuber an und klammerte sich an dessen Kleidung. Er lehnte sich nach hinten und zog den Mann mit sich. Wallungur hatte gut Maß genommen, durch den Größenunterschied verfehlte der Zwerg den Tisch, doch der Mensch bekam die volle Breitseite ab und mit einem leisen Knacken brach das Genick.


Der vierte war die Treppe hinauf gestürmt und durchsuchte alle Zimmer, bis er in Tyrellas Kammer verschwand. Die Zwergin war ihm gefolgt und überraschte ihn als er mit Klondieke aus dem Fenster flüchten wollte. Als der Dieb die Zwergin erblickte ließ er von dem Kind ab und versuchte zu flüchten. Tyrella schleuderte ihr Beil und trennte ihm den Arm ab, schreiend stürzte der Mann in die Tiefe. Die Zwergin nahm ihr Beil und fasste die weinende Klondieke bei der Hand, für Trost war nun keine Zeit. Zufällig fiel ihr Blick auf den abgetrennten Arm der immer noch das Schwert umfasste. Sie hielt inne und betrachtete die Waffe genauer. Dieses Schwert war nicht von Menschenhand geschmiedet sondern von Zwergen. 


Wallungur holte sie wieder in die Realität zurück. „Die Söldner haben Verstärkung bekommen, deine Leute sind gefallen. Tyrella, das Dorf ist verloren. Wir müssen weg!" Die Zwergin schaute auf das Kind, der Jäger hatte Recht und sie musste ihrem König davon berichten, das Söldner der Nachtalben mit den von Zwergen geschmiedeten Waffen Menschen töteten. Sie verließen die Schenke und kämpften sich bis zum Dorfrand durch, dort flüchteten sie in den Schutz des Waldes.

Im Vorratskeller, der mit einer Falltür geschlossen wurde, hatte die Tochter des Wirtes dem Kampf mit angehört. Warmes Blut tropfte durch die Bodenbretter auf ihre Schultern. Weinend hielt sie sich ihren Mund zu und flehte Perros an, die Schreie der Nachbarn und Freunde mögen endlich verstummen. Als dann auch noch die Stimme einer Nachtalbin erklang, wäre ihr Herz beinahe stehen geblieben. Die Albin sprach von einem Kind und einer der Söldner erzählte, dass Zwerge mit dem Kind geflohen seien. Erst als nichts mehr zu hören war, nicht einmal das Bersten von brennendem Holz, verließ die Frau ihr Versteck und was sie erblickte überstieg alles Grauen das sie jemals gesehen hatte.
Raziael/Überarbeitung:Rina smaragdauge

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