Sonntag, 28. Oktober 2012

Die Prophezeiung Kapitel 34 ( Der Tod des Tyrannen)

Urgandel im Hunderteinundviertzigsten Mondzyklus nach der Besetzung: Das Ende der Tyrannei.

Die Söldner am Tor wurden überrannt. In der Stadtmitte entbrannte ein wilder Kampf zwischen den Nachtalben und den Schattenelben. Die Zwerge und Menschen drängten die Söldner zurück. Tenebris war von ihrem Pferd ab gesprungen und focht mit zwei Schwertern, Rücken an Rücken mit Fortingas. „ Nimm einige Krieger mit dir und stürme die Burg!!" rief sie ihm zu und streckte einen Söldner nieder. Der Halbalbe sagte Wallungur was zu tun sei. Der Zwerg setzte ein Horn an die Lippen und blies ein Signal, sofort sammelten sich Menschen und Zwerge. 

Silèda, die das Signal ebenfalls vernommen hatte, rief die Heiler zu sich. „Wir nehmen die Burg ein!!" Sie bildete eine Eskorte aus Zwergen und Zwerginnen um die Heiler sicher in die Kerker zu bringen. Gegen den Willen ihres Gatten schloss Tyrella sich den Heilern an, sie hatte Klondieke versprochen sie zu beschützen und das würde sie auch tun.
 
Das Tor zum Burghof wurde stark verteidigt, doch hatten die Nachtalben nicht mit der Verwegenheit der Rebellen gerechnet. Während die Menschen mit Steinschleudern die Nachtalben zwangen ihre Köpfe besser zu decken, gruben sich die Zwerge wie Maulwürfe durch die Reihen der Gegner. Als die Nachtalben merkten dass sie den Rebellen nicht gewachsen waren, zogen sie sich in den Burghof zurück. Der Weg in die Burg war nun frei.

Silèda führte die Heiler direkt zu den Kerkern, die wegen des Angriffes unbewacht waren. Tyrella lief durch die feuchten Gänge in denen es nach Blut und Verwesung stank. „Klondieke, wo bist du Klondieke!!" rief die Zwergin immer wieder. Doch von überall kamen Hilferufe. Aus jeder Zelle wurden Verletzte und Gefolterte heraus getragen. Wieder rief die Zwergin, dann hörte sie leise eine vertraute Stimme. „ Ella, Mama Ella!!"
Tyrella lief zu einer schweren Eichentür und schlug mit den Fäusten dagegen. „Klondieke mein Kind. Hier ist Tyrella, ich werde dich da rausholen!!" Eine stämmige Jägerin schob Tyrella zur Seite. „Trete von der Tür weg, Mädchen!!" rief die Zwergin mit einer tiefen Stimme, die nicht ganz zu einer Frau passte. Mit einem Kriegshammer schlug die Jägerin gegen die Tür. Eine weitere Jägerin kam dazu und half mit ihrem Beil die Tür zu zertrümmern.

Bald klaffte ein Loch in der Kerkertür. Tyrella kletterte in den Kerker, in dem es stockdunkel war. „Klondieke?" kaum hatte sie den Namen ausgesprochen, da flog ihr jemand an den Hals und umarmte sie. Tyrella drückte das Mädchen fest an sich. „Ich bin hier mein Kind." flüsterte die Zwergin, dann brachte sie Klondieke nach draußen.

Fortingas und Wallungur hatten mit den Rebellen den Burgfried erreicht. Der Halbalbe und der Zwerg kämpften sich mit einigen Zwergen bis zum Treppenaufgang durch. Er gab den Zwergen den Befehl ihnen den Rücken frei zu halten. Fortingas stürmte die Treppe hinauf, gefolgt von dem Jäger. Plötzlich versperrte ihnen eine Frau den Weg. Es war Mürane. Ihre roten Augen funkelten hasserfüllt und die Hände umklammerten die beiden Kurzschwerter. 

„Ihr werdet nicht an mir vorbeikommen." sagte sie mit ruhiger, aber bedrohlicher Stimme. Genau in diesem Moment erklangen Hornsignale. „Hörst du das Mürane?" fragte Fortingas. „Urlandis ist gefallen. Nicht mehr lange und Burinda wird folgen, gib auf." Mürane lachte schrill. „Niemals, solange Calister lebt wird es Nachtalben geben. Doch du wirst nun sterben, dreckiges Halbblut!!" Mit irrem Funkeln in den Augen griff sie Fortingas und Wallungur an. 

Die Nachtalbin schien überall zu sein, sie blockte und wich den Angriffen aus. „Ihr seid mir nicht gewachsen, Schwächlinge!!" rief sie und machte einen Ausfall. Fortingas stieß einen Schmerzensschrei aus, auf seiner Wange zeigte sich ein langer Schnitt. Wieder lachte Mürane. „Ich habe eine Menge Spaß, ich hoffe ihr auch!!" 

Wallungur versuchte ihre Beine zu attackieren, doch immer wenn er glaubte es zu schaffen, sprang sie über ihn hinweg. „Nun reicht es mir aber!" fluchte der Zwerg und griff erneut an. Wieder setzte die Nachtalbin zum Sprung an. Diesmal ließ Wallungur seine Beile fallen und sprang ebenfalls. Der Zwerg bekam eines ihrer Beine zu fassen. 

Der Sprung der Nachtalbin wurde abrupt gebremst und sie fiel der Länge nach zu Boden. Sie landete auf dem Zwerg. Mürane hatte sich schnell gefasst. „Stirb, widerliche Missgeburt!! schrie sie und zielte mit ihrem Kurzschwert auf den Kopf des Zwerges. Wallungur zog den Kopf zur Seite, doch die Klinge zerschnitt ihm das Ohr. „Verdammtes Langohr!!" rief der Zwerg und schlug mit dem gepanzerten Handschuh zu. Blut spritzte aus ihrem Mund. Endlich war Fortingas heran gekommen, fasste die Nachtalbin an den Haaren, zog sie nach oben und schnitt ihr den Hals auf.

Mürane kippte von dem Zwerg herunter. Sie fasste sich an die Kehle, in ihren Augen spiegelte sich Unglaube. Es war, als würde sie sich weigern das Geschehene zu akzeptieren, zu akzeptieren dass sie nun Sterben würde. Die Nachtalbin wollte etwas sagen, doch es war nur ein Blubbern zu hören und rote Luftblasen zu sehen, die sich an ihrer offenen Kehle bildeten und platzten. Dann verloren die roten Augen ihren Glanz und ihr Körper erschlaffte.

Fortingas und Wallungur setzten ihren Weg fort. Als sie das Ende der Treppe erreicht hatten standen sie vor einer offenen Tür. In der Mitte des Raumes lag ein unförmiger Torso in einer riesigen Lache grünen Blutes, nicht weit davon lag der Schädel. „Verdammt, er ist weg." sagte Fortingas und trat durch die Tür. „Nicht!!" versuchte Wallungur Fortingas zu warnen, doch es war schon zu spät. Eine Lanze bohrte sich durch das Bein des Halbalben. Mit einem Schrei ging Fortingas zu Boden.

Wallungur stürmte in den Raum. Verborgen neben der Tür stand Calister Pouè pas, der oberste Nachtalb. Calister griff den Zwerg mit einem Zweihänder an. Wallungur wich den Schlägen aus, doch einen Gegenangriff konnte er nicht wagen. Der Versuch einen Hieb dieses mächtigen Schwertes zu blocken wäre Selbstmord gewesen. Calister trieb Wallungur durch den Raum und hatte ihn in eine Ecke gedrängt. Der Jäger hatte sich mit seinem Tod abgefunden als Calister aufschrie. In dem Oberschenkel des Nachtalben steckte eine Klinge. Fortingas hatte einen seiner Langdolche geworfen.

Wallungur nutzte die Gelegenheit und schlug mit beiden Beilen auf das Schwert ein. Mit einem lauten Bersten brach die Klinge. „Nun sind wir ebenbürtig!!" rief der Jäger zornig und griff an. Die beiden Kämpfer zeigten keine Gnade gegenüber dem anderen und Wallungur musste einige schwere Treffer einstecken, doch das Kettenhemd hielt stand.

Wallungur war im Rausch, er wusste dass nur der Tod des anderen diesen Kampf beenden würde. Beide standen nun an einer Brüstung und attackierten einander. Fortingas hatte sich den Speer aus dem Bein gezogen und versuchte Wallungur zu Hilfe zu eilen, doch der Blutverlust ließ ihn ohnmächtig werden. Wallungur blockte einen Schlag des Nachtalben, doch hatte er nicht mit der Heftigkeit des Angriffes gerechnet. Die Beile entglitten seinen Händen. „Nun ist es vorbei Zwerg!" schrie Calister und holte zum tödlichen Schlag aus. 

Wallungur sprang auf Calister zu, umklammerte seine Beine und stemmte ihn in die Höhe. Der Nachtalb verlor das Gleichgewicht und kippte über die Brüstung. In der Panik versucht er sich an dem Zwerg fest zu halten und zog ihn mit sich. Der Nachtalb schaffte es den Querbalken der Brüstung zu greifen, Wallungur umklammerte immer noch die Beine des Nachtalben. Calister versuchte den Zwerg ab zu schütteln, doch Wallungur kletterte an ihm hinauf und stieg über die Brüstung. Er schaute in das von Angst gezeichnete Gesicht von Calister." Nun wird es vorbei sein." sagte der Zwerg, zog sein Jagdmesser und stach in die Hände des Nachtalben. Calister fiel in die Tiefe. Zweimal schlug er gegen die Mauer des Burgfrieds und bis er dann auf dem Burghof aufschlug. 

Mit heftigen Ohrfeigen brachte der Zwerg den Halbalben zur Besinnung. Hörner und Trombonen signalisierten dass Pistrana kapituliert hatte. Der Jäger stützte Fortingas so gut er konnte, bis Heiler ihm den Verletzten ab nahmen. Dann begab er sich selbst in die Obhut eines Heilers. Mit Klondieke im Arm betrat Tyrella das Zelt. Als die Zwergin ihn erblickte rannten Klondieke und sie zu ihm und fielen ihm um den Hals. Wallungur küsste beide und Klondieke sagte das Wort, das er sich so sehr gewünscht hatte. „Papa"

Fünfzehn Jahre Später

Klondieke trat auf die Balustrade, gehüllt in einem weißen Gewand und kleinen Eisenringen in den silberweißen Haaren. An ihrer Seite standen Fortingas und Calseha mit ihrer Tochter Miranda. Wallungur und Tyrella wurden von ihrem Sohn Tylungur begleitet. Klondieke hob ihre Arme und sprach zu ihrem Volk. „Menschen, Zwerge und Schattenelben. Wir haben eine schwere Zeit hinter uns. Doch nun haben wir alles wieder aufgebaut und eine Zeit des Friedens soll uns den Weg in die Zukunft bahnen. Wir alle leben in verschiedenen Welten, beten zu verschiedenen Göttern. Ich habe das Privileg gehabt, alle drei Welten kennen zu lernen. Ich will ein Urgandel schaffen in dem für jeden Platz ist. Sollte wieder eine Bedrohung kommen, werden wir sie gemeinsam zerschlagen, als Brüder!!"
Die Menge jubelte, die Prophezeiung hatte sich erfüllt und die Freiheit war zurück gekehrt.
                                                            Ende
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge 
   




  

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