Sonntag, 3. Februar 2013

Das Söldnerimperium Kapitel 12


   
                                                                        Kapitel 12

Saxon und Bullwey hatten Al-Zahbi erreicht. Nachdem sie von den Soldaten in den Palast zu Itaban gebracht worden waren, hatten sich die Freunde in Gruppen aufgeteilt und versucht Informationen zu bekommen. Dies geschah nicht unauffällig, denn oft kam es zu Auseinandersetzungen mit Raufbolden die in Saxon ein leichtes Opfer sahen. Viel zu spät wurde ihnen bewusst dass sie es nicht nur mit einem mächtigen Magier zu tun hatten, sondern auch mit einem schlagkräftigen Galka. Itaban hatte alle Mühe die Abenteurer wieder aus dem Kerker zu bekommen, doch gelang es ihm denn jeder Stadtvogt wollte das Wohlwollen des Palastes für sich gewinnen. Im Palast selbst war man nicht so gut auf die Außenseiter zu sprechen.

Vanessa, die Zofe der Kaiserin, betrat zornig die Gemächer des Kanzlers. „Wie lange müssen wir diese Barbaren noch ertragen?  Sie benehmen sich wie die Schweine, rülpsen und essen mit den Fingern. Dieser Galka hat mich Magd genannt und mir auf mein Gesäß geschlagen!!" fauchte sie, dann ging sie rastlos im Zimmer auf und ab. „Seid unbesorgt meine Liebe. Ich werde sie auf eine falsche Fährte locken und dann werden sie den Trollen in die Hände fallen. Der Brutalität dieser Unholde sind selbst diese Abenteurer nicht gewachsen. Vanessa setzte ein hasserfülltes Lächeln auf. „Ich hoffe das Itaban Yomada sein Ende genießen wird."

Itaban, Cevh und Shir schlenderten durch das Hafenviertel um weitere Informationen zu bekommen. Lodrik war noch im Palast und erholte sich von der letzten Schlägerei. Saxon und Bullwey trieben sich im Marktviertel herum und versuchten ihrerseits Antworten zu finden. 

„Wo sollen wir anfangen?" fragte Cevh während sie den Hafenarbeitern beim Löschen eines Schiffes zu sahen. Itaban schaute sich kurz um. „Ihr beide geht in das Lagerhaus am Ende des Kais. Dort treffen sich Wilderer um ihre erlegte Beute zu verkaufen. Vielleicht haben sie etwas gesehen." Cevh zog die Brauen hoch. „Wilderer? Ist es etwas verboten in den Wäldern zu jagen?" Itaban nickte und sagte: „Ich weiß was ihr denkt, aber das ist nicht San'Doria oder Windurst. Wenn man diesen Leuten zu viele Freiheiten lässt reißen sie das Schwert das sie schützt an sich und es herrscht nur noch Chaos." 

Cevh schaute den Samurai verständnislos an. „ Aber warum sehe ich dann soviel Elend und Armut?" Itaban hob beschwichtigend seine Hände. „Hört zu. Dieser Kontinent und seine Länder sind noch sehr jung. Während man bei euch schon mit Schwertern aus Stahl gefochten hat, haben die Krieger hier noch mit Keulen aus Holz um sich geschlagen. Euer Kontinent wird hier das „Goldene Land" genannt. Was der Palast den Armen auch gibt, sie machen es zu Geld um sich nutzlosen Kram zu kaufen um sich den Reichen ebenbürtig zu fühlen." Shir musste an seine Kindheit denken, als er seiner Ziehmutter Geld gestohlen hatte um sich ein rostiges Messer zu kaufen, nur um von den Kindern der Krieger akzeptiert zu werden. Cevh nickte, auch wenn er es nicht verstand und gab Shir zu verstehen mit zu kommen.   
  
Der Rotmagier und der Dunkelritter kauften sich an einem Stand jeder einen Kapuzenumhang um unter den Jägern nicht auf zu fallen. In dem Lagerhaus war es muffig und es wurde nur im Flüsterton gehandelt. Jeder versuchte was er hatte zu Geld zu machen. Felle für die Lederverarbeitung, Fledermausflügel für die Alchemie und anderes was illegal beschafft worden war. Cevh besorgte eine Flasche Brandwein. Er besprenkelte seine Robe und die Rüstung von Shir mit dem Gebräu um nicht so vornehm zu wirken, dann begannen sie Fragen zu stellen.

Bald hatten sie Glück. Ein Mann, der in Lumpen gekleidet war und nach Wein stank, meinte er habe Trolle gesehen. „Ich habe sie gesehen: riesige Trolle." lallte er und trank aus seiner Flasche. „In dem Gebiet das wir Wajaom nennen. Weit im Osten gibt es große Vertiefungen die wie Hufabdrücke von Pferden aussehen. Dort haben sie ein Lager und ich bin mir sicher dass ich Gefangene gesehen habe." Der Mann rülpste übertrieben und spuckte auf den Boden. Cevh gab dem Mann als Belohnung einige Münzen und bedankte sich.

„Ihr gehört nicht hier her." sagte eine hohe Stimme. Shir schwang herum, die Hand am Griff seiner Sense. Vor den beiden Abenteurern stand ein junges Elvaanmädchen und musterte die beiden misstrauisch. Sie trug eine grüne Tunika aus Stoff, eine schwarze Lederhose und braune Stiefel, die bis zu den Knien reichten. Auf dem Rücken hatte sie einen Köcher mit schweren Pfeilen und einen Langbogen aus Eschenholz. Ihre blonden Haare waren zu einem Zopf geflochten der auf der Schulter ruhte.

„Und wie kommst du zu dieser Weisheit?" fragte Shir. Das Mädchen lachte. „Keiner hier würde so viel Gil für eine Information bezahlen, nicht einmal wenn sie wahr wäre." Cevh stutzte einen Moment. „Willst damit sagen, das er uns angelogen hat?" Das Mädchen nickte mitleidig. „Bei den Pferdehufen gibt es keine Trolle. Dort leben die Lamia. Kreaturen die anderen das Blut aussaugen. Wenn ihr Trolle wollt, dann begebt euch zum alten Buhaba Leuchtturm im Süden." Cevh musterte das Mädchen, die nach seiner Meinung allerhöchstens vierzehn Zyklen alt sein konnte. „Du scheinst mit den Bedrohungen des Waldes gut bekannt zu sein. Warum nimmst du das Risiko und jagst dort?" Die junge Frau schlug Shirs Umhang auf und strich über seine Rüstung aus Dunkelstahl. „Weil ich auch so was haben will. Ich spare jeden Gil, um mir eine Schiffspassage kaufen zu können. Man sagt in den Städten auf dem Kontinent Quon sind die Straßen aus Gold. Es gibt Essen im Überfluss weil sie es aus Kristallen machen und in allen Höhlen liegen Schatztruhen, die jeder behalten darf der sie findet." 

Während Cevh das Mädchen beobachtete das wie gebannt auf den reich verzierten Harnisch starrte, erinnerte er sich an das was Itaban ihm gesagt hatte und er verstand nun was der Samurai ihm deutlich machen wollte. Es war wie mit Shir der den fröhlichen Gesellen mimte, aber doch immer noch voller Trauer war über den Verlust den er mit Liliane erfahren hatte. Ein Wunschtraum der die Wirklichkeit verdrängen sollte. Der Rotmagier nahm die Hand der Jägerin und gab ihr einige Münzen. „Hier kaufe dir etwas zu Essen und lasse dir einen Rat geben. Zu Hause ist es immer noch am besten, in der Ferne kann es auch nicht besser werden." Shir und Cevh verließen die Lagerhalle um Itaban zu berichten was sie erfahren hatten. Shir schwieg den ganzen Weg über und Cevh wusste was der Grund war: das Mädchen hatte ihn an Liliane erinnert.  
Raziael/Überarbeitung: Rina Smaragdauge

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